Brutpause im Sommer – Ein natürlicher Weg zur Varroa-Reduktion
Liebe Imkerinnen und Imker,
die Sommerzeit ist nicht nur für uns Menschen eine Zeit des Durchatmens – auch unsere Bienenvölker profitieren von einer Unterbrechung: der Brutpause. Was wie ein Eingriff in das Bienenvolk wirkt, ist in Wahrheit eine nachgeahmte natürliche Entwicklung, wie sie in freilebenden Völkern regelmäßig vorkommt.
Was passiert bei der natürlichen Brutpause?
Im Mai bis Anfang Juni ist Schwarmzeit. Verlässt ein Schwarm mit der alten Königin das Volk, bleibt das sogenannte „Altvolk“ zurück. Dort wächst aus einer Weiselzelle eine neue Königin heran. Dieser Prozess dauert:
- 7–8 Tage bis zum Schlupf der jungen Königin,
- weitere Tage bis zum Hochzeitsflug,
- anschließend etwa eine Woche, bis die Eiablage beginnt.
Insgesamt entsteht im Altvolk eine brutfreie Zeit von rund 3 bis 4 Wochen – ganz ohne menschliches Zutun.
Auch im Schwarmvolk entsteht eine Pause: Es muss zunächst Waben bauen, bevor die mitgeschwärmte Königin wieder mit der Eiablage beginnt.
Warum ist das wichtig für unsere Völker?
In der modernen Imkerei vermeiden wir den Schwarmtrieb oft bewusst – mit dem Nebeneffekt, dass unsere Völker durchgehend brüten. Das freut jedoch nicht nur den Imker, sondern auch die Varroamilbe, die sich ausschließlich in der Brut vermehrt.
Die Folge:
Seit dem Frühjahr verdoppelt sich die Milbenzahl im Volk alle drei Wochen – aus 100 werden 200, dann 400, 800, 1600, 3200 usw. Schnell ist die Schadschwelle von 10 % erreicht. Bei 40.000 Bienen wären das 4.000 Milben!
Zusätzlich zu dieser Varroabelastung steigt auch die Viruslast im Volk – ein unsichtbarer Feind, der mit klassischen Sommerbehandlungen nicht ausreichend reduziert wird. Die Folge: Völker, die im Herbst zusammenbrechen, obwohl „alles richtig gemacht wurde“.
Was können wir tun? Die Lösung liegt in der Natur.
Indem wir bewusst eine Brutpause einleiten, unterbrechen wir den Fortpflanzungszyklus der Milbe frühzeitig – noch vor dem Abschleudern. Der Effekt:
- Reduktion der Milben um 35–45 %,
- starke Eindämmung der Virusverbreitung,
- bessere Volksgesundheit und
- stärkere Völker für den Winter.
Die Brutpause sollte etwa 3 Wochen vor der letzten Honigernte beginnen. Danach wird die Königin wieder freigelassen und es folgen nur noch eine einmalige Behandlung mit Ameisen- oder Oxalsäure und die Einfütterung – fertig.
Wie kann eine künstliche Brutpause durchgeführt werden?
Es gibt verschiedene Methoden, je nach Betriebsweise:
- Käfigen der Königin,
- Bannwabenverfahren,
- Teilen und Behandeln.
Allen gemeinsam ist: Sie orientieren sich am natürlichen Bienenrhythmus.
Ein Wort zur Ameisensäure
Die klassische Ameisensäurebehandlung:
- kommt oft zu spät,
- wirkt wetterabhängig und unzuverlässig,
- tötet zwar Milben, aber nicht die Viren,
- kostet 2.000–3.000 Bienen pro Anwendung – rein durch die Behandlung!
Wer stattdessen die Brutpause nutzt, braucht nur eine milde, einmalige Behandlung – oft reicht diese bereits aus. In vielen Fällen wird sogar die Winterbehandlung überflüssig.
Fazit:
Eine bewusst eingeleitete Brutpause im Sommer ist:
- naturnah,
- effektiv gegen Varroa und Viren,
- förderlich für die Überwinterungsstärke,
- und ein Beitrag zur nachhaltigen, gesunden Imkerei.
👉 Der richtige Zeitpunkt ist JETZT.
Wer jetzt handelt, schafft gesunde, starke Völker – für den Winter und die kommende Saison.
Mit imkerlichen Grüßen,
Thomas Poetsch