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Wetzlarer Neue Zeitung Montag, 28. Oktober 2024
Von Lothar Rühl,
sachliche Ergänzungen, Richtigstellungen und Bilder von Thomas Poetsch
Kampf gegen die Asiatische Hornisse
In Wetzlar und Umgebung sind Vorkommen der invasiven Art nachgewiesen worden / Imkerverein schlägt Alarm
WETZLAR. Unter den heimischen Imkern geht die Angst um. Sie fürchten um ihre Bienenvölker, weil die Asiatische Hornisse sich auch in Mittelhessen ausbreitet. „Jetzt im Herbst besteht eine erhöhte Gefahr für die Bienen“, erläutert der Vorsitzende des Imkervereins Wetzlar e.V., Thomas Poetsch. Doch nicht nur die Bienen sind in Gefahr. Auch der Mensch kann allergisch auf die Stiche reagieren.
Poetsch bittet die Bevölkerung beim Auftreten der Asiatischen Hornisse, lateinisch Vespa Velutina, sofort eine Meldung an den örtlichen Imkerverein zu geben, möglichst mit einem Foto der Hornisse. Der Imker bittet um Benachrichtigung per WhatsApp an die Nummer 01577 – 415 34 07. Zudem sollte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie informiert werden auf seiner Internetseite.
Die Asiatische Hornisse ist so gefährlich für die heimische Natur, dass das Landesamt die Bestände möglichst klein halten will. In Europa ist die Hornissenart im Jahr 2004 erstmals aufgetaucht, zunächst in Frankreich und Spanien. Das Vorkommen soll auf eine einzige Königin zurückzuführen sein, die unwissentlich eingeschleppt wurde.
Inzwischen breitet sich die Vespa Velutina über ganz Deutschland aus. „Das stärkste Vorkommen in Hessen ist derzeit in Heppenheim, Bensheim und Darmstadt mit 60 bis 90 Nestern“, erzählt der leidenschaftliche Imker.
Im vergangenen Jahr wurde erstmals eine solche Hornisse in Waldgirmes gesichtet. Sie gehörte zu einem Volk in einem Walnussbaum. Ein Mitarbeiter des Landesamtes hat das Volk vernichtet. Die Tiere gelten als invasive Art, also als nicht heimische Tiere.
„Um die Ausbreitung zu verlangsamen, müssen Nester der Asiatischen Hornisse so schnell wie möglich ausfindig gemacht und zerstört werden“, erläutert der Imker. Er selbst hat an seinen Bienenvölkern in Oberwetz im Juli eine solche Hornisse entdeckt. Poetsch hat das Tier mit einem Glas eingefangen, fotografiert und das Bild an Reiner Jahn, den hessischen Experten für die Asiatische Hornisse, geschickt. „Über Social Media habe ich die Bevölkerung aufgerufen, mir das Vorkommen der Tiere zu melden. Doch es gab keine Reaktion“, erläutert Poetsch.
Erfolgreicher waren die Imker in Braunfels. „Wir haben mehr als eine Woche lang gebraucht, um das Hornissennest ausfindig zu machen“, sagt der Imker. Das Nest war in einem Wohnhaus hinter der Klinik. Johannes Neumann, stellvertretender Vorsitzender des Imkervereins Leun, hatte massive Probleme an seinem Bienenstock festgestellt. Die Hornissen waren vor dem Einflugloch des Bienenstockes hin und hergeflogen und haben die Bienen gefressen. Um das Nest zu finden, hat Poetsch eine Dose mit einem Lockmittel aus Zucker, Hefe und Wasser aufgestellt.
Dieses wurde beobachtet und dann der Weg der Hornisse zu ihrem Nest zurückverfolgt. Dass das Tier nicht auf einen Baum zusteuerte, sondern an einem Haus verschwand, verwunderte die Imker. Als das Nest gefunden war, hat der Experte des Landesamtes die Tiere an der unzugänglichen Stelle vergiftet.
Dass die asiatische Hornisse kein zu vernachlässigender Schädling ist, macht Poetsch deutlich. Im Sommer fangen sie die Bienen an ihrem Flugloch ab und fressen sie. Dadurch fliegen die Bienen verängstigt nicht mehr raus. Die Folge ist Wasser- und Nahrungsmangel für den gesamten Bienenstock in einer Zeit, in der die Wintervölker gebildet werden. Die Königin legt dann weniger Eier. In der kälteren Jahreszeit dringen sie in die Bienenstöcke ein und fressen alle Tiere. Die Biene stellt ihre Flüge bereits bei 8 bis 10 Grad Außentemperatur ein, die Hornisse erst bei minus 1 Grad. Poetsch weiß, dass aus einem Volk innerhalb von fünf Jahren bis zu 3.ooo Völker werden können. In ihrer zweiten Lebensphase kurz vor dem Winter setzt die Königin 500 neue Königinnen in die Welt.
Wie aber erkennt man eine Asiatische Hornisse?
Sie ist nahezu so groß wie die heimischen Arten. Aber sie ist durch farbliche Merkmale zu unterscheiden. Die Asiatische Hornisse weist eine schwarze Brust und einen dunklen Hinterleib mit schmalem, gelbem Band auf. Die Beine sind schwarz-gelb. Auch die Nester unterscheiden sich. Charakteristisch für die Nester der Asiatischen Hornisse ist der Eingang an der Nestseite, oft finden sich die Nester eher im Freien, beispielsweise in Bäumen. „Die asiatische Art ist eine echte Gefahr für unsere Bienen“, sagt Poetsch. Für Menschen mit Allergiepotential können sie ebenfalls gefährlich werden. „Die Stiche entfalten eine zehnmal so hohe Wirkung wie der Bienenstich. Die Asiaten haben sehr potentes Gift“, weiß der Experte. „Menschen, die zu Allergien neigen, können einen anaphylaktischen Schock erleiden.“
Um die Nester aufzuspüren, hat Poetsch an alle Imker Locktöpfchen verteilt. Je drei Behälter mit zwei Litern Wasser, 500 Gramm Zucker und einem Würfel Frischhefe sollen die Tiere anlocken. Die Imker fangen die Asiatische Hornisse ein und markieren sie farblich, um sie anschließend auf dem Flug zu ihrem Nest zu verfolgen. Dazu hat der 69-Jährige 500 Becher gekauft und an jeden Imker drei dieser Becher verteilt.
Heimische Wespen und Bienen in Bestand bedroht
„In Mittelhessen gibt es noch Einzelvölker“, erklärt Poetsch. Auch in Wetzlar ist sie nachgewiesen worden. Wenn nichts gegen die Asiatische Hornisse getan wird, sind die heimischen Wespen und Bienen in ihrem Bestand bedroht.
Der Imkerverein Wetzlar e.V. hat 200 Mitglieder, der Kreisimkerverein Wetzlar / Mittelhessen etwa 800 Mitglieder. Beim Kampf gegen die Asiatische Hornisse unterstützen der NABU Wetzlar und der NABU Ehringshausen die Imker. Dafür sei er sehr dankbar, sagt Thomas Poetsch.
Von Lothar Rühl
Thomas Poetsch, Vorsitzender des Imkervereins Wetzlar und Umgebung, sagt der Asiatischen Hornisse den Kampf an. Foto: Lothar Rühl
Um die Ausbreitung zu verlangsamen, müssen Nester der Asiatischen Hornisse so schnell wie möglich ausfindig gemacht und zerstört werden.
Thomas Poetsch, Vorsitzender des Kreisimkerverein Wetzlar / Mittelhessen mit den Ortsvereinen Leun, Ehringshausen, Dünsberg, Hüttenberg, Wetzlar und Gießen.
Hier noch ein weiteres Beispiel und ein Video, die zeigen, dass die Nester nicht immer in hohen Bäumen hängen: